Unter dem Motto „Stadt. Land. Welt. Die Agenda 2030 als Bildungsaufgabe“ versammelten sich Volkshochschulleitungen, Programmgestalterinnen und -gestalter, Dozentinnen und Dozenten sowie zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure am Dienstag, dem 25. September 2018 im Club Orange der Ulmer Volkshochschule – kurz vh ulm.
„Vor genau drei Jahren wurde die Agenda 2030 in New York unterzeichnet“, begrüßte Anita Reddy, Leiterin des Fachbereichs Bildungsprogramme von Engagement Global, die rund 90 Volkshochschulvertretungen aus Bayern und Baden-Württemberg.
Im Zentrum der Veranstaltung stand Ziel 4 der Agenda 2030: Höherwertige Bildung mit dem siebten Unterziel, das anstrebt, allen Lernenden den Zugang zu Wissen und Fertigkeiten zu eröffnen, um eine global nachhaltige Entwicklung zu fördern. Engagement Global, so Reddy, nehme den Auftrag, alle Menschen erreichen zu wollen, ernst. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) müsse auch im ländlichen Raum verankert werden. Aus diesem Grund habe sich der Kongress ausdrücklich auch an kleinere, ländliche Volkshochschulen gewandt, so Reddy weiter.
Gunther Czisch, Oberbürgermeister der Stadt Ulm, umriss in seiner Begrüßung die vielen Aufgaben der Stadtpolitik, um die Kommune in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen. Als freie Reichsstadt seien es die Ulmerinnen und Ulmer gewohnt, alle Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen – so auch Nachhaltigkeit. Der Ulmer Weg ist ein stadtteilbezogener, raumorientierter Ansatz, denn „jedes Quartier tickt anders“, so Czisch. Von den Bildungseinrichtungen erwarte das Stadtoberhaupt, dass sie die komplexen Themen der Agenda 2030 in die Öffentlichkeit trügen und zwar auf eine „entspannte und entkrampfte“ Art. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) seien ideal, um Stadtpolitik zu gliedern und ein Weg, die Stadt zu verstehen. Es gelte nun, die Stadt „in einen Konsens zu bringen“. Eine Aufgabe, die Czisch den Bildungseinrichtungen ins Heft schreibe.
Die Leiterin der Ulmer Volkshochschule, Dr. Dagmar Engels, zog einen großen Bogen von der Gründung der vh ulm kurz nach dem zweiten Weltkrieg, bis hin zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung von heute. Errichtet als Antwort gegen ein zerstörtes Ulm, war der Auftrag mit Kultur und politischer Bildung das Erstarken von faschistischen Diktatur von Beginn an zu vermeiden. Seit den 1940er Jahren vermittelte das Volkshochschulprogramm eine globale Perspektive, beispielsweise mit der Themenreihe Europa und den Interdependenzen der Weltwirtschaft. Bis heute laute der Auftrag: Aufklären, eine Plattform bieten, einmischen.
Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ko-Präsident des Club of Rome, nahm sich in seiner Key Note die Zukunft im globalen Maßstab vor und dabei die 17 Ziele kritisch unter die Lupe. Die ersten zehn Ziele seien „reine Wachstumsziele“ und die drei ökologischen Ziele diesen nur angehängt und untergeordnet. „Die Umwelt ist doch aber die Grundlage von allem“, appellierte er an das Publikum. Die Umwelt habe niemanden mehr, der für sie spreche und alle gesellschaftlichen Bereiche seien der Logik und Macht der Wirtschaftsinteressen unterworfen. Auch die Entwicklungsländer sind auf dem Pfad der Wachstumsorientierung unterwegs. Eine tiefe Sinnkrise und Erschütterung unseres philosophischen Denkens sieht er und plädiert für eine neue Aufklärung, eine Aufklärung, die die planetaren Grenzen berücksichtige.
Am Nachmittag wurden erprobte Methoden, Formate und unterstützende Programme vorgestellt. Viele Tipps zur Nachahmung und zum Weiterarbeiten wurden geteilt. Einen solchen Austausch wünschten sich die Teilnehmenden verstärkt. Fruchtbar war besonders der bundeslandübergreifende Ansatz. Das gemeinsame Lernen und das Lernen voneinander wurde von den Teilnehmenden als äußerst hilfreich bewertet.
Der Kongress wurde initiiert und veranstaltet von der Außenstelle Baden-Württemberg, Bayern von Engagement Global, den Volkshochschulverbänden Bayern und Baden-Württemberg, der Eine Welt-Regionalpromotorin und der vh ulm.