Fußball führt Menschen zusammen: gemeinsam wird angefeuert, gejubelt und getröstet. In der Entwicklungszusammenarbeit ist Sport ein wichtiger Motor für nachhaltige Entwicklung. Mit den Aktionswochen „Sport. Global. Nachhaltig. Verantwortung im Zeichen der Agenda 2030“ brachten Engagement Global und die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung mit den Fußballbegeisterten zusammen.
Hunderte Zuschauer kamen zum Viertelfinale zwischen Schweden und England am Samstag, 7. Juni 2018, in Köln zusammen. Das Programm „Entwicklungsbezogene Bildungsarbeit Deutschland“ (EBD) von Engagement Global nutzte die Ausstrahlung, um auf die gesellschaftliche Verantwortung des Sports aufmerksam zu machen. In Kombination mit Fußballgeschicklichkeitsspielen wurde unter der Moderation des Politikwissenschaftlers und Bundesligakommentators Dr. Stephan Kaußen ein Quiz zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung veranstaltet. Im anschließenden Gespräch im kritischen Sportstudio am Aachener Weiher erläuterte Katharina Oltmanns von der Children Win Kampagne bei terre des hommes dem aufmerksamen Publikum, dass sich Sportgroßveranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft entscheidend auf das Leben der Kinder vor Ort ausüben. Das Ziel der Kampagne ist, dass Kinder vor den negativen Auswirkungen von Sportgroßereignissen weltweit besser geschützt werden.
Jenny Hellmann und Andreas Hennig, Mitarbeitende der Außenstelle in Düsseldorf von Engagement Global, zogen zum Abschluss der Aktionswochen eine erste – sehr positive – Bilanz und verwiesen auf die Vielzahl an Veranstaltungsformaten, die dem Sport jeweils eine große Kraft attestierten, zu nachhaltiger Entwicklung beizutragen: Der Dokumentarfilm „The Workers Cup“ über Wanderarbeiter in Katar verdeutlichte dem Publikum, wie die globale Welt entschieden durch Einkommensunterschiede und Migration geprägt wird und welch ambivalente Rolle dem Sport darin zukommt. In einem anschließenden Filmgespräch mit dem Publikum wurde deutlich, dass es die Einbeziehung unterschiedlichster Akteure wie Verbände, Vereine, Unternehmen, Sporttreibende und -interessierte erfordere, um mit dem Sport nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Zwei Stadionführungen im Rheinenergiestadion des 1. FC Köln wurden durch einen Vortrag von Bianca Quardokus vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ergänzt. Darin thematisierte sie Nachhaltigkeitsaspekte bei Sportstätten und Sportgroßveranstaltungen. Quardokus erklärte, dass Großveranstaltungen wie Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften eine zunehmende gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung haben, aber auch die negativen Begleiterscheinungen auf Umwelt und Natur steigen. Sie verwies die Studierenden aus dem Seminar Veranstaltungsmanagement auf das von DOSB und Sporthochschule gemeinsam entwickelte Portal „Green Champions 2.0 für nachhaltige Sportveranstaltungen“, das Veranstaltern hilft Sportveranstaltungen möglichst umweltfreundlich zu planen und durchzuführen.
Neben der großen Podiumsdiskussion zum Auftakt der Aktionswochen wurden auch die Gastvorträge durch Vertretungen von Sportverbänden und -vereinen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen von den Studierenden der Sporthochschule sehr gut angenommen und es wurde lebhaft und kritisch diskutiert. So auch beim Vortrag von Tom Koster, Corporate Social Responsibility Manager von Fortuna Düsseldorf, der den Studierenden aus dem Bereich Sportmarketing erläuterte, dass es insbesondere für kleinere Vereine nicht immer einfach sei, sich sozial zu engagieren. Umso bemerkenswerter erscheint die Unterstützung, die der frisch gebackene Bundesligist einer Vielzahl lokaler Hilfsorganisationen zukommen lässt und Fortunas Anerkennung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung als zentralen Referenzrahmen für Nachhaltigkeit. Im Doppelvortrag zu Produktionsmustern in der Sportartikelindustrie von Sina Marx von femnet e.V. und Markus Duffner vom Dachverband kritischer Aktionäre kam dann noch die Zivilgesellschaft zu Wort. Die Vortragenden erläuterten eindrücklich, wie gering der Anteil der hier erwirtschafteten Gewinne ist, der zurück in den globalen Süden an die Arbeitskräfte und Produzierende fließt. Die Verwendung von Siegeln bilde in der Sportartikelindustrie nach wie vor die Ausnahme und ließe sich lediglich bei einzelnen Marken von Outdoorbekleidung beobachten.
Die Aktionswochen haben bei vielen Studierenden einen Perspektivwechsel angeregt, mit der Deutschen Sporthochschule Köln hat Engagement Global außerdem einen spannenden neuen Kooperationspartner hinzugewonnen.