Am Dienstagabend sprachen internationale Referentinnen bei einer hochkarätig besetzten Veranstaltung vor rund 350 interessierten Gästen in der Dresdner Frauenkirche über Wahlen im digitalen Zeitalter. Die Hauptrede hielt Laura Chinchilla, ehemalige Präsidentin Costa Ricas und Vorsitzende der Kofi Annan Kommission für Wahlen und Demokratie im digitalen Zeitalter. Im Anschluss diskutierte sie mit Renate Nikolay, Kabinettschefin der EU-Justizkommissarin Vera Jourová, und der kenianischen Autorin und Analystin Nanjala Nyabola.
Eröffnet hatte die Abendveranstaltung Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der in seiner Rede betonte: „Die Nutzung sozialer Medien wie Twitter, Facebook, Instagram, YouTube oder WhatsApp gehört für viele von uns zum Alltag. Sie ermöglichen uns eine schnelle und weltweite Kommunikation mit einem großen Empfängerkreis. Für mich ist es aber auch wichtig, im politischen Wettbewerb, gerade bei den kommenden Wahlen, immer wieder klare Kante gegen Falschinformationen und Manipulationsversuche im Netz zu zeigen.“
Hauptrednerin Laura Chinchilla ging in ihrer Rede ebenfalls auf Chancen und Risiken der Digitalisierung für Wahlen ein: „Ohne Frage stellen neue Technologien eine Verbesserung für uns Menschen dar. Doch auch die Risiken werden immer sichtbarer. Manipulation und Desinformation beeinflussen Wahlen weltweit, von den USA bis Großbritannien, von Brasilien bis Indien. Nicht nur die Integrität von Wahlen, auch die Demokratie ist gefährdet, deshalb müssen wir jetzt handeln!“
Renate Nikolay nahm Bezug auf die Europawahlen und sagte: „Für die bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament gilt nicht der Grundsatz ‚business as usual‘. Unsere geltenden Wahlgesetze wurden für eine offline-Welt entwickelt. Doch heute müssen wir uns gegen Manipulation und Bedrohungen durch politische Kampagnen in sozialen Netzwerken schützen. Dafür brauchen wir die Zusammenarbeit aller wichtigen Akteure: von Mitgliedstaaten, Wahlbehörden, politischen Parteien und IT-Plattformen“.
Nanjala Nyabola verwies auf die positiven Aspekte, die soziale Netzwerke unter anderem in Kenia bewirken: „Viele nutzten soziale Medien im Vorfeld der Wahlen zur informellen Wahlbeobachtung. Wir konnten dies nicht nur in Kenia, sondern auch in Nigeria und im Senegal beobachten. Die Menschen möchten den Wähler und seine Bedürfnisse nach vorne stellen, und nicht nur Geschichten über die Kandidaten hören.“