Jedes Jahr am 11. Oktober, am Internationalen Tag der Mädchen, machen zahlreiche internationale Organisationen sowie Aktivistinnen und Aktivisten auf die Benachteiligung von Mädchen aufmerksam. Mit Kampagnen und Aktionen fordern sie beispielsweise die konsequente Umsetzung von Anti-Diskriminierungsgesetzen und die gezielte Förderung von Mädchen und Frauen. Denn im Kampf gegen die Benachteiligung ist Bildung ein entscheidender Schlüssel: Gebildete Frauen bekommen weniger Kinder, sind seltener arm und haben mehr Chancen, ihre Lebensumstände zu gestalten.
Ein ermutigendes Beispiel ist das Centro Educativo Mbaracayú (CEM) für indigene Mädchen im Mbaracayú Biosphärenreservat im Regenwald von Paraguay.
CEM ist ein Internat für Mädchen im Alter von 15 bis 18 Jahren. Sie können dort einen Abschluss in Umweltwissenschaften erlangen. Die Schule folgt der Methodik „learning by doing“ und wurde im Jahr 2009 mit dem Ziel gegründet, lokale Gemeinden aktiv am Naturschutz zu beteiligen. Den jungen Frauen ermöglicht dieser Abschluss, eine berufliche Laufbahn im Natur- und Umweltschutz einzuschlagen, sei es als Naturschützerinnen oder Unternehmerinnen. Mit ihren Kenntnissen helfen sie, die Lebensbedingungen in ihren Gemeinden zu verbessern.
In der Schule erlangen die Schülerinnen aber nicht nur Fachwissen zum Naturschutz, sondern eignen sich auch Kenntnisse zu Gesundheit, Hygiene, Familienplanung und Einkommensquellen an. Außerdem werden sie dabei unterstützt, als Multiplikatorinnen das erlangte Wissen in ihre Gemeinden zu tragen und neue Perspektiven für die indigene Bevölkerung zu schaffen.
Eine Partnerin des CEM ist die gemeinnützige Organisation URIDU im pfälzischen Annweiler. URIDU will auf dem Land lebende Frauen in Entwicklungs- und Schwellenländern stärken. Die Organisation hat sich das Ziel gesetzt, lebenswichtiges Wissen auch in abgelegene Weltregionen mit einer hohen Analphabetinnenrate und ohne Zugang zu Elektrizität zu bringen. Dabei helfen robuste, solarbetriebene Audioplayer, die mit über 400 Fragen und Antworten unter anderem zu den Themen Gesundheit, Ernährung, Familienplanung, Kinderpflege und Erwerbsmöglichkeiten in der jeweiligen Muttersprache der Frauen bespielt wurden. So können sich auch Menschen, die nicht lesen können, gut informieren. Die MP3-Player kommen auch im Mbaracayú Biosphärenreservat im Osten Paraguays zum Einsatz.
Am Rheinland-Pfalz Tag 2019 informierten Ehrenamtliche der Organisation URIDU an einem Stand über das Biosphärenreservat und darüber, dass Frauen maßgebliche Akteurinnen einer nachhaltigen Entwicklung sind. Sie zeigten auf, dass das Wissen, das die Mädchen am CEM erlangen, eine positive nachhaltige Entwicklung in ihren Gemeinden anstoßen und zum Schutz des Regenwaldes beitragen kann. Der Infostand wurde vom Aktionsgruppenprogramm (AGP) von Engagement Global finanziell unterstützt. Das AGP fördert Kleinprojekte der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit von Schulen, Kitas, Aktionsgruppen und ehrenamtlichen Initiativen.