Klimaschutz, Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Wirtschaften sind Werte, die bei Unternehmen an Bedeutung zunehmen und von Verbraucherseite stärker nachgefragt werden. Dennoch wird in unserem Wirtschaftsmodell vorrangig nach finanziellem Gewinn gestrebt. Inwiefern kann ein Unternehmen also erfolgreich wirtschaften, wenn es sozial-ökologische Prinzipien an erste Stelle setzt?
Bei der Veranstaltung „Wirtschaft neu denken: Erfolg lässt sich nicht nur am Geld messen“, die am Dienstag, 15., und Mittwoch, 16. September 2020, an der Hochschule Harz und im Rathaus Wernigerode stattfand, gingen die 30 Teilnehmenden dieser und ähnlichen Fragen nach. Neben den Anwesenden sahen sich rund 300 Menschen die Veranstaltung per Livestream an.
Christian Felber, Hochschullehrer aus Wien, stellte zu Beginn der Veranstaltung am 15. September sein Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie vor. In diesem Modell werden alle wirtschaftlichen Aktivitäten in den Dienst des Gemeinwohls gestellt. Auch ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sind Werte der Gemeinwohl-Ökonomie. Laut Christian Felber misst die „Gemeinwohl-Bilanz […], wie sinnvoll ein Produkt ist, im Sinne der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse, wie es sich auf die Umwelt und auf das Klima auswirkt, wie die Arbeitsbedingungen in dem Unternehmen, das dieses Produkt produziert und in der gesamten Wertschöpfungskette sind, wie demokratisch entschieden wird und wie gerecht verteilt wird.“
Kim Spillner sprach im Anschluss über seine Arbeit bei der Werbeagentur HarzKind, die die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie im Arbeitsalltag lebt. Dabei ging er auf die Vorteile des Modells, wie flexible Arbeitszeiten und flache Hierarchien, aber auch auf die Herausforderungen, beispielsweise höherer Produktionskosten und Schwierigkeiten bei der Nachverfolgung der Lieferkennten, ein.
Am 16. September fand unter Beachtung der gültigen Hygieneregeln ein Vertiefungsworkshop mit Christian Felber und Romy Kupfer, einer Vertreterin der Regionalgruppe Gemeinwohl-Ökonomie Halle/Leipzig, im Rathaus Wernigerode statt. Dabei lag der Fokus auf den Umsetzungsmöglichkeiten der Gemeinwohl-Ökonomie in Wernigerode und der Region Harz. Die Gründung einer Regionalgruppe ist laut Christian Felber der erste Schritt, dem gemeinwohlorientierten Wirtschaftsmodell näher zu kommen. Romy Kupfer betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig der Netzwerkaufbau und die Zusammenarbeit mit Kommunen und Unternehmen sei.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Zukunftsforums statt. Das Zukunftsforum ist eine Kooperation der Hochschule Harz, der Stadt Wernigerode und Engagement Global mit ihrem Programm Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD). Es bringt Expertinnen und Experten sowie lokale Akteure und Interessierte miteinander ins Gespräch, um zu diskutieren, inwiefern die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung weltweit und in der Region Harz bereits umgesetzt werden und was zukünftig noch getan werden kann.
Das Zukunftsforum im September 2020 widmete sich Ziel 12 „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“ mit einem Fokus auf das Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie.