Tag des offenen Denkmals im Bonner Tulpenfeld. Am Samstag, den 12. September 2015 lockte der britische Kultfilm „Die Ritter der Kokosnuss“ circa 60 Gäste in den historischen Saal. Der Film aus dem Jahre 1975, der zur selben Zeit wie die größte Kampagne zum europäischen Denkmalschutz entstanden ist, steht nicht nur für schrägen Humor. Er steht par excellence für einen Anachronismus, das heißt die Verwechslung der Zeiten.
Wie Dr. Dr. Grischka Petri, Kunsthistoriker an der Universität Bonn, zu Beginn der Vorführung erklärte, ist Denkmalschutz ein gelebter Anachronismus. Der Bundespressesaal ist durch seine einzigartige Architektur und Ausstattung unverkennbar ein Verwaltungsbau aus den 1960er Jahre. Durch die Originalbestuhlung und die gut erhaltene Mahagoniwand hat dieser nicht an Wiedererkennungswert verloren, wie einige Besucher bemerkten. Doch seit der Saal 2004 geschlossen wurde, ist er seine eigene Vitrine. Ein Sprung in die heutige Zeit, das heißt eine Nutzbarmachung des Saals durch seine Modernisierung, wäre dringend notwendig. Dabei verloren gehen dürfen natürlich nicht die Besonderheiten, die den Saal zu einem Denkmal machen, wie auch die Führung am Sonntag zeigte.
Dr. Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur führte die Besucherinnen und Besucher zunächst vor den Saal, um ihnen mehr über die besondere Architektur des Gebäudeensembles im Tulpenfeld zu erzählen. Im Saal selbst, setzte sich Helmut Hohrmann als ehemaliges Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz und langjähriger Korrespondent für den Deutschlandfunk und RIAS auf seinen ehemaligen Stammplatz am Redepult, um aus der Bonner Hauptstadtzeit zu berichten. Die zahlreichen Besucher entlockten ihm durch ihre Fragen so manche Anekdote, zum Beispiel warum es kein Rauchverbot im Saal gegeben hat.