Nicht nur informieren, berühren und bewegen, sondern auch zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung beitragen: Audiovisuelle Medien haben die Kommunikation zu entwicklungspolitischen Themen verändert. Auf dem „Global Day – Stories for Change“ am Mittwoch, 27. Oktober 2021, boten das Film Festival Cologne und die Außenstelle Düsseldorf von Engagement Global ein vielfältiges Programm, das für einen intensiven Austausch zwischen Medienbranche und Akteurinnen und Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit sorgte.
In den Talks und Präsentationen wurde deutlich, dass das Spannungsfeld zwischen der Komplexität entwicklungspolitischer Themen und ihrer Vereinfachung in der Kommunikation, zwischen Emotionalisierung und Intellektualisierung, viele Herausforderungen aber auch große Chancen bereithält. Unterschiedliche audiovisuelle Formate stellten die 17 Ziele in den Mittelpunkt und demonstrierten, wie erfolgreich und einflussreich Bewegtbilder sein können. Das Workshop-Event, das von Daniele Rizzo moderiert wurde und mit rund 160 Gästen im Cineplex Filmpalast in Köln stattfand, war Teil des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD).
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller eröffnete den Global Day via Videobotschaft. Der Minister verwies auf die Dringlichkeit für die Ziele der Agenda 2030 zu mobilisieren und lobte das Format des Global Day, mit dem dies gut gelinge. „Klimawandel, Hunger und Armut gehen uns alle etwas an. Nichts ist so gut geeignet Menschen aufzurütteln wie Film und Bewegtbild. Jedes der 17 Ziele taugt zu einer ‚Story of Change‘“, sagte Müller in seiner Botschaft. Christina Fischer, stellvertretende Referatsleitung Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), präsentierte am Beispiel des Textilsiegels Grüner Knopf, wie das Ministerium Bewegtbild in den sozialen Medien einsetzt, um breite Zielgruppen zu erreichen. Wie die Reichweite durch die verzahnten Kampagnen der beteiligten Unternehmen vergrößert wird, erläuterte Andreas Bothe, Head of CSR & Sustainability Management bei Chiemsee, einem der Partnerunternehmen des Grünen Knopfes.
Wie Prominente ihren Einfluss für nachhaltige Ziele einsetzen können, darüber sprachen Schauspieler Ralf Bauer und Radrennfahrer Rick Zabel mit Micha Fritz von Viva con Agua und den Fotografinnen Nada Lottermann und Vanessa Fuentes. Ralph Bauer betonte, wie schwer es immer noch sei, Filme zu machen, deren Erzählweise und Perspektive vom „Schema F“ abweicht und appellierte an die Fernsehindustrie, umzudenken. Rick Zabel erzählte von seinem Engagement abseits des Profi-Sports: Mit seinem Podcastmotiviert er viele Zuhörerinnen und Zuhörer, auf dem Fahrrad die Natur zu erleben. Denn auch kleine Veränderungen im Bewusstsein und Handeln machen einen Unterschied.
Micha Fritz, Vanessa Fuentes und Nada Lottermann gaben Einblicke in die Produktion des poetischen Kurzfilms WATER, dessen Einnahmen in Hygiene- und Trinkwasserprojekte von Viva con Agua fließen. Mit Blick auf die kommunikativen Herausforderungen für entwicklungspolitische Akteure fasste Micha Fritz zusammen: „Entwicklungspolitische Themen sind ja meistens schwer und traurig. Um die Leute zu motivieren, müssen wir mit positiven Bildern zeigen, dass es mega Bock macht sich zu engagieren.“
Die Gäste erhielten außerdem einen Einblick in die „Werkstatt for Change“: Die Organisationen 3Es4Africa, IGLU und Femnet hatten im Sommer mit Kampagnenvorschlägen zu ihren eigenen Projekten einen Ideenwettbewerb gewonnen, der vom Film Festival Cologne und Engagement Global ausgelobt worden war. In kreativen Workshops stellten die Organisationen ihre Ideen Kommunikationsprofis aus der Medienbranche vor, gemeinsam wurden diese weiterentwickelt. „Es war und ist ein beidseitiger Lernprozess, sowohl für die Organisationen als auch die Medienschaffenden“ erklärte Jochen Voß von Bavaria Entertainment, der den fortlaufenden Prozess begleitet.
Gezeigt wurden herausragende Beispiele, wie „Stories for Change“ durch innovative Erzählformate verbreitet werden können: Hierzu zählt die Insta-Serie „The Portal“ von den Kissinger Twins ebenso wie die Kampagne #KickOutThePlastic von MBRC the ocean und TikTok oder „20 Years in Afghanistan“ vom Filmemacher Phil Grabsky. Die Produzentinnen und Produzenten gaben einen Einblick, wie die Geschichten entwickelt wurden.
Ein gelungener Abschluss des Global Day war die Verleihung des NRW-Medienpreises für entwicklungspolitisches Engagement. Ausgezeichnet wurden damit innovative und reichweitenstarke audiovisuelle Online-Inhalte aus Deutschland, die neue Zielgruppen für entwicklungspolitische Themen und die Umsetzung der Agenda 2030 begeistern konnten.