Die beiden Expertinnen führten ihr Gespräch vor der passenden Kulisse der Wanderausstellung „Tuchfühlung – Vom Reinwaschen und Schönfärben“, die über die Herstellung von Textilien aufklärt. Mithilfe von zehn Audiostationen wird der Gegenstand der Ausstellung, ein mit Klamotten befüllter Kleiderschrank, zur Fundgrube für Wissen über Produktionsbedingungen von Kleidung sowie deren sozialen und ökologischen Auswirkungen. Konzipiert wurde die Ausstellung von Studierenden der Hochschule Zittau/Görlitz in Kooperation mit dem Tierra – Eine Welt e.V. Unter anderem Engagement Global fördert das Kunst- und Bildungsprojekt.
Mit Einblicken aus ihren beruflichen Erfahrungen setzen Professorin Friederike von Wedel-Parlow und Anna Spenn die „Tuchfühlung“ fort. Sie beleuchteten verschiedene Ansätze, Fairness und Nachhaltigkeit in der globalisierten Modeindustrie zu verwirklichen. Die Professorin für „Sustainable Design Strategies“ und die Designerin für nachhaltig produzierte Kleidung gingen dabei auch der Frage nach, was wirtschaftlich geschehen muss und welchen Einfluss Konsumentinnen und Konsumenten haben.
Der Anteil verkaufter Textilien mit Nachhaltigkeitssiegeln läge derzeit, laut den Expertinnen, nur bei 1,42 Prozent. Die Ursache dafür sehen sie sowohl bei den Herstellerunternehmen als auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. So sei das Kaufverhalten derzeit noch überwiegend auf Trends ausgelegt, was zu vielen und unnötigen Käufen führe. Auf der anderen Seite gebe es aber auch deutlich zu wenig Siegel und es fehle zudem an Übersichtlichkeit und Transparenz.