Am Samstag, 30. November 2019, drehte sich im „Baron“ an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in Mainz alles um den Kultursektor in den Ländern Afrikas und um faire Handelsbeziehungen im globalen Musikgeschäft.
Die Veranstaltungsmanagerin Elodie Tegabou, der Musikpädagoge Clinton Heneke, der DJ und Musiker Janeck Altshuler und der Veranstalter und DJ Pedo Knopp diskutierten miteinander und mit dem Publikum. Dr. Hauke Dorsch vom Archiv für die Musik Afrikas an der JGU und Tom Simmert vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der JUG moderierten die Veranstaltung.
Wie bei vielen Menschen hat sich auch bei den rund 60 Anwesenden im Baron schon lange ein Bewusstsein für faire Handelsbeziehungen entwickelt. Als Konsumentinnen und Konsumenten können sie sich bereits in vielen Bereichen bewusst für fair gehandelte Waren entscheiden: Neben Kaffee, Blumen und Bananen finden sich in den Regalen immer öfter gerecht und nachhaltig produzierte Säfte, Honig, Kosmetika, Wein oder Textilien. Wie aber steht es mit kulturellen Gütern?
Das an dieser Thematik sehr interessierte Publikum war sich bewusst, dass es zahlreiche Initiativen und Unternehmen gibt, die die Standards des Fairen Handels auf weitere Produkte ausweiten möchten. Weil das Thema Fairtrade Music jedoch neu ist, wollte Moderator Tom Simmert gleich zu Beginn von den Podiumsgästen wissen, wie es ihrer Meinung nach um den Kultursektor steht. „Gibt es so etwas wie faire Handelsbeziehungen im globalen Musikgeschäft?“ und „Gilt nicht in vielen Ländern die Kultur- und Kreativwirtschaft als Entwicklungsmotor?“ waren seine Einstiegsfragen.
Clinton Heneke berichtete unter anderem von den sehr hohen Erwartungen afrikanischer Musikerinnen und Musiker, wenn sie nach Europa auf Tournee gingen. Pedo Knopp mahnte vor allem professionelles Handling und faire Bezahlung für Bands an. Neben einigen großen Gigs gäbe es zum Beispiel in Frankreich auch Fonds für kleine und mittlere Kulturveranstaltungen. Aus dem teilweise aus Frankfurt am Main angereisten Publikum meldete sich unter anderem Dasito Kajela Röttger vom Africa Alive Team mit der Anmerkung, dass es sehr schwierig sei, Visa für afrikanische Musikerinnen und Musiker zu bekommen.
Moderator Dr. Hauke Dorsch fragte gezielt nach den Afrikabildern, mit denen sich die Musikerinnen und Musiker beziehungsweise die Veranstalterinnen und Veranstalter im Rhein-Main Gebiet konfrontiert sehen. So unterschied Janeck Altshuler verschiedene Veranstaltungsformate, die auch sehr unterschiedliche Afrikabilder vermittelten. Manchmal käme es sogar zu Auseinandersetzungen mit dem Publikum darüber, was denn nun „typisch afrikanische Musik“ sei. Alle vier Podiumsgäste waren sich darüber einig, dass die in vielen Städten Deutschlands seit Jahrzehnten veranstalteten Afrikafestivals mit dem Dilemma zu kämpfen haben, dass sie einerseits nicht dem stereotypen deutschen Bild afrikanischer Kultur entsprechen wollen, andererseits jedoch Publikumserwartungen bedienen, um auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Elodie Tegaboue bedauerte, dass es kaum ein differenziertes Bild afrikanischer Musiken gäbe und selbst für ein multikulturelles Publikum bekannte Städte wie Frankfurt am Main nicht die gleichen Bedingungen aufwiesen wie etwa Paris oder London. Pedo Knopp unterstrich dies und beklagte den Mangel an geeigneten Spielstätten für authentische afrikanische Musik und den hohen bürokratischen Aufwand für Fördergelder.
In der Schlussrunde plädierten alle Anwesenden dafür, dass sich die afrikanische Musikszene stärker vernetzen und es sowohl formale als auch informelle Bildungsveranstaltungen zur Vielfalt afrikanischer Musik geben müsse, um eine differenzierte Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents und seiner vielfältigen Kultur vermitteln zu können. Unterschiedliche Veranstaltungsformate könnten im Idealfall dazu beitragen, Klischees im Afrikabild zu brechen und ein positives, differenziertes Bild Afrikas zu vermitteln, wie Elodie Tegaboue betonte: „Musik ist die Sprache, die alle verstehen“.
Die Veranstaltung wurde von der Außenstelle Mainz von Engagement Global im Rahmen des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD) und in Kooperation mit dem Archiv für die Musik Afrikas und dem Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der JGU Mainz durchgeführt.