Die Literaturwissenschaftlerin Maryam Aras warnte zu Beginn der Podiumsdiskussion davor, die aktuelle Bewegung als eine „Kopftuchrevolution“ zu bezeichnen: „Das Kopftuch ist lediglich ein Symbol. Es geht in Wirklichkeit um viel, viel mehr.“ Sie erläuterte die strukturellen Probleme des Regimes, dass neben Frauen auch ethnische Minderheiten diskriminiere. Auch diese würden sich aktiv an den Protesten beteiligen – unabhängig von religiösen, ethnischen und klassizistischen Unterschieden. Was sich nun Bahn bricht, sei eine breite Solidarisierung in der ganzen Gesellschaft und der Wunsch „dass die Islamische Republik verschwinde“.
Beide Referentinnen werden häufig gefragt, wie ein gerechtes und demokratisches System im Iran aussehen könne. Auf dem Podium betonten sie, dass es darauf noch keine Antwort gebe. Vielmehr sei es ein Prozess – eine Frage, die ausgehandelt werden müsse. Raze Baziani, Kurdin und selbst mit vier Jahren nach Deutschland geflohen, benennt als Kernfrage: „Wie wollen wir als Gesellschaft verwaltet und regiert werden?“
Es werden darum momentan auch keine Personen in den Vordergrund der Bewegung gestellt, erläutern die Expertinnen. Zentral sei die politische Idee, um die es geht. Die Bewegung im Iran möchte Selbstbestimmung und Demokratie und sie möchte sie alleine aufstellen, ohne Einwirkung von außen. Die Hoffnungen richten sich nun darauf, so Maryam Aras, dass die Paramilitärs weiter ermüden und gegen den starken Widerstand nicht ankommt.