Medien sollen informieren, durch Kritik und Diskussion zur Meinungsbildung beitragen und Partizipation ermöglichen. Sie gelten als „vierte“ Gewalt und übernehmen damit eine herausfordernde Rolle, vor allem in konfliktiven Kontexten. Medien können sowohl Verursacher des Konflikts und des Misstrauens zwischen Menschen und Völkern sein, als auch Toleranz fördern und Friedenskultur stärken. Die Art und Weise der Berichterstattung über Konflikte und Konfliktparteien kann dabei entscheidend das Bild der breiten Öffentlichkeit prägen.
Die 16. entwicklungspolitische Konferenz für Nachwuchs-Journalistinnen und Journalisten „Bildkorrekturen 2018: Friedensförderung, Erinnerungskultur und Entwicklung“ in Leipzig hat deshalb die Rolle der Medien im Prozess der Vergangenheitsbewältigung von Kriegen und Krisen anhand ausgewählter regionaler Beispiele in den Mittelpunkt gestellt.
Während der Konferenz von Donnerstag, 22. November, bis Samstag, 24. November 2018, haben sich die rund 130 Teilnehmenden deshalb insbesondere mit den Herausforderungen journalistischer Arbeit im Rahmen der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Die Nachwuchs-Journalistinnen und Journalisten haben dabei Anregungen für Perspektivwechsel bei ihrer eigenen Recherche im internationalen Umfeld erhalten.
Expertinnen und Experten aus Bosnien-Herzegowina, Ruanda und Westeuropa sprachen über die journalistischen Herausforderungen in ihren Ländern. Journalistinnen und Journalisten, die sich mit der Berichterstattung zu diesen Themen beschäftigen, berichteten von den Spannungsfeldern und teilten ihre Erfahrungen. Zudem wurde kontrovers über die aktive Rolle der Medien bei der Prävention von Konflikten diskutiert sowie über ihre Bedeutung für Erinnerungskulturen.
Vor und während der Bildkorrekturen-Konferenz produzierten die Teilnehmenden eigene Print- und audiovisuelle Beiträge und thematisierten bestehende Spannungsfelder in der journalistischen Berichterstattung. Fünf verschiedene journalistische Ausbildungsstätten und Hochschulen waren beteiligt: Die Universitäten in Leipzig, Bamberg und München sowie die Deutsche Journalistenschule München und die Deutsche Welle Akademie aus Bonn.
Einer der Höhepunkte der dreitägigen Konferenz war das Skype-Interview mit zwei Nachwuchs-Journalistinnen aus Kabul, die über Chancen und Herausforderungen der Rolle der Medien im Hinblick auf Frieden und Erinnerung des seit über 40 Jahren andauernden Konfliktes in Afghanistan sprachen.
Professor Johannes Grotzky, ein ehemaliger Balkan-Korrespondent des Bayerischen Rundfunks, warnte in seiner Keynote vor der Gefahr der eindimensionalen Berichterstattung: „Journalismus bedeutet Arbeit. Journalisten müssen immer lernen und hart arbeiten. Wer das nicht tut, befeuert einen Konflikt oder Krieg – statt ihn zu verhindern.“