Welche Ziele verfolgt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit seiner feministischen Entwicklungspolitik? Wie steht es um Geschlechtergerechtigkeit und die Rolle von Frauen und Mädchen in all ihrer Diversität weltweit? Und wie sehen feministische Ansätze und Bewegungen für mehr Gerechtigkeit aus – lokal und global? Fragen wir diesen widmete sich die Tagung „Feministische Entwicklungspolitik – für gerechte und starke Gesellschaften weltweit“ am 23. November 2023 in Ulm.
Norzin Grigoleit-Dagyab, Stellvertretende Leiterin des Referats für Feministische Entwicklungspolitik im BMZ, führte mit einer Keynote in das Thema der Veranstaltung ein, indem sie die Strategie des Ministeriums vorstellte. Die Strategie liefert Lösungsansätze gegen Diskriminierung und Unterdrückung und zielt darauf ab, allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am politischen, wirtschaftliche und gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Anschließend wurde das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Nora Teuma, Vorstand von UN Women Deutschland e.V., zeigte mit ihrem Beitrag „Geschlechtergerechtigkeit: Eine globale Bestandsaufnahme“ unter anderem auf, wie sich Geschlechternormen und -rollen auf Altersarmut auswirken und nannte Beispiele aus Indien und Kolumbien, die zeigen, welche Rolle Frauen in Friedensprozessen spielen. Um „Frauensolidarität weltweit“ ging es im Vortrag von Frauen- und Menschenrechtsaktivistin Fatuma Musa Afrah, Gründerin von United Action Women and Girls e.V. Sie betonte, dass eine feministische Entwicklungspolitik schon direkt bei uns in Deutschland beginnt. Julika Zimmermann von Women Engage for a Common Future (WECF) sprach über das Thema „Burn Patriarchy not Oil – Ökofeministische Impulse für die deutsche Entwicklungspolitik“ und stellte die schon lang bestehenden ökofeministische Bewegungen im Globalen Süden vor.
Um Frauen aus dem Globalen Süden eine Stimme zu geben, präsentierten Layla Islam und Marie Fischer vom NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. ihr Filmprojekt „Feministische Perspektiven aus Bangladesch: Ein Filmprojekt von und mit Frauen aus Bangladesch und Deutschland“. Die beiden Filmemacherinnen berichteten von der Vielfalt von Frauen und feministischen Perspektiven, die ihnen in Bangladesch begegnet sind. In ganzer Länge zeigten sie einen Film über die Hijra-Frau Shilpi, die von ihrem Aufwachsen als Person des dritten Geschlechts erzählt und berichtet, wie schwierig das Dasein jenseits der binären Geschlechterordnung für sie war. Hijra ist in Südasien die Bezeichnung für ein drittes Geschlecht.
Zum Schluss berichtete Sebastian Cuny, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg und entwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, wie feministische Ansätze auf Landesebene umgesetzt werden und welche Hürden es dabei zu nehmen gilt. Franziska Freihart, Referentin im Städtetag Baden-Württemberg, lenkte den Blick auf das Thema Repräsentanz: Nur zehn Prozent aller Bürgermeister*innen in Deutschland sind weiblich. Fatuma Musa Afrah betonte schließlich, wie wichtig lokale Solidarität und aufeinander zuzugehen seien, um gemeinsame Erlebnisse zu schaffen.