Am Freitag, 4. September 2020, fand auf der Messe „Faire Welten“ in Mainz eine Abendveranstaltung zum Thema nachhaltige Zukunft statt. Die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Großes beginnt im Kleinen“ wurde von der Außenstelle Mainz von Engagement Global im Rahmen des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD) in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt.
Mit anschaulichen Bildern und konkreten Ideen, wie der Planet geschützt werden kann, gab Umweltwissenschaftler Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erste Impulse an die rund 90 Teilnehmenden im Frankfurter Hof in Mainz. Laut Kopatz können nur durch neu Rahmenbedingungen Verhaltensänderungen herbeigeführt werden. Als positive Beispiele nannte er die Energiesparverordnung und das Rauchverbot. Es sei wichtig, neue Standards auf europäischer Ebene umzusetzen, um gleiche Voraussetzungen im internationalen Handel zu schaffen. Kopatz sprach sich dafür aus, die Produktionsketten nachhaltiger zu gestalten und regte die Zuhörer dazu an, politischen Protest zu üben, da dieser wirksamer sei als ausschließlich privater Konsumverzicht.
Im Podiumsgespräch verdeutlichte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Bedeutung der Wärmewende in der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes hin zu mehr Solarenergie. Daniel Al-Kayal, Co-Autor des Buches „Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen“, wünschte sich, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens auch auf lokaler und regionaler Ebene fester im Blick behalten werden, um die globalen Ziele zu erreichen. „Sonst haben wir ein Rechtfertigungsproblem unseren Kindern gegenüber, wenn die Welt in ein paar Jahren um mehrere Grade heißer ist“, verdeutlichte er.
Auch der Faire Handel fand Eingang in die Diskussion: Seit 2018 veröffentlicht Oxfam Deutschland e.V. einen Supermarkt-Check, bei dem der Fokus auf Arbeitnehmer- und Frauenrechte, aber auch auf Transparenz in der Unternehmensführung gelegt wird. „Supermärkte können Menschenrechte, wenn sie wollen“, betonte Dr. Franziska Humbert, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Oxfam Deutschland e.V. Auch sie sprach sich für das Lieferkettengesetz, strengere gesetzliche Rahmenbedingungen in der Produktion und für mehr Druck seitens der Politik und der Verbraucher aus.
Fair-Handels-Beraterin Lea Zimmermann vom Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz ELAN e.V. forderte, dass Nachhaltigkeit nicht nur als Verfassungsziel prominenter in Rheinland-Pfalz verankert, sondern auch zentral von der Staatskanzlei koordiniert wird.
Die Frage aus dem Publikum, wie sich Fairer Handel und Kapitalismus miteinander verbinden lassen, beantwortete Dr. Franziska Humpert mit fairen Handelsverträgen und fairen Lieferketten. Ministerin Dreyer sprach sich in diesem Zusammenhang für andere Rahmenbedingungen aus – auch auf den Finanzmärkten.
Prof. Dr. Henning Pätzold von der Universität Koblenz gab den Gästen zum Schluss mit auf den Weg, sich jeden Tag zu fragen, was man anders machen kann, „um der Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele näher zu kommen“.
Die Veranstaltung „Großes beginnt im Kleinen“, die im Livestream rund 100 Aufrufe hatte, ist auch weiterhin auf dem YouTube-Kanal der Messe „Faire Welten“ abrufbar.