Wie wirkt sich das Gesetz zur unternehmerischen Sorgfaltsplicht in Lieferketten auf Thüringer Unternehmen aus? Diese Frage war Mittelpunkt einer Studie des Instituts der Wirtschaft Thüringen (IWT), die am Montag, den 29. November 2021, vorgestellt wurde. Das IWT hatte Unternehmerinnen und Unternehmer aus Thüringen eingeladen, um über die Ergebnisse zu informieren und mögliche Entwicklungen zu diskutieren.
Die Studie des IWT zeigt, dass die befragten Unternehmen etwa den bürokratischen Aufwand und die damit einhergehende Belastung als Herausforderungen sehen. Dagegen wurden unter anderem erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und ein Imagegewinn als Chancen des neuen Gesetzes benannt. Unterstützung braucht es laut der Studie zum Beispiel bei der Implementierung von Prozessen oder auch in Form von Ressourcen und Spielräumen bei den Finanzen. Ebenso besteht ein Bedarf an Erfahrungsberichten.
Durch einen gemeinsamen Input von Tim Strähnz vom Eine Welt Netzwerk Thüringen (EWNT) und Lisa Strohfeld von Engagement Global zum Thema „Globale Nachhaltigkeitsziele regional umsetzen“ wurde die Präsentation der Studienergebnisse um eine entwicklungspolitische Perspektive ergänzt. Die beiden Referierenden rückten das Thema Menschenrechte in Lieferketten in den Fokus.
Unter anderem zeigten sie auf, dass die Umsetzung des Lieferkettengesetzes zur Erreichung des Ziels 12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ der 17 Nachhaltigkeitsziele beiträgt. Ein Blick auf den Status Quo in Thüringen mache deutlich, dass es bei der Umsetzung noch Potenzial nach oben gebe, wie Tim Strähnz von EWNT erläutert: „Umweltaspekte und Personalführung werden oft schon lokal und regional bedacht. Die globale Perspektive, also menschenrechtliche Aspekte entlang der Lieferkette, wird dagegen noch nicht berücksichtigt“. Trotz bürokratischer Hürden mache es Sinn, das Thema Menschenrechte in Lieferketten und nachhaltiges Wirtschaften Schritt für Schritt anzugehen. Dafür sensibilisierten Engagement Global und EWNT mit ihrem Beitrag. „Deutschland ist nach den USA und China das drittgrößte Importland und hat damit einen wichtigen Stellenwert im globalen Lieferkettennetzwerk und sollte als Vorreiter Verantwortung übernehmen“, betonte Lisa Strohfeld. Beide Organisationen präsentieren zudem ihre Unterstützungsangebote.
Die Kooperation mit dem IWT ist ein erster Schritt der Außenstelle Leipzig, zukünftig verstärkt mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. So bietet Engagement Global Weiterbildungsangebote zu den globalen Nachhaltigkeitszielen für Mitarbeitende und Führungskräfte von Unternehmen an. Ziel ist es, für Möglichkeiten verantwortungsvollen und nachhaltigen Wirtschaftens zu sensibilisieren und den Unternehmen Handlungsoptionen mit auf den Weg zu geben.