Wie kann die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung dazu beitragen, Fluchtursachen zu bekämpfen? Diese und weitere Fragen wurden am Mittwochabend, 27. November 2019, an der Katholischen Hochschule in Paderborn mit Expertinnen und Experten und rund 60 interessierten Besucherinnen und Besuchern diskutiert. Prof. Dr. Monika Többe-Schukalla begrüßte die Besucherinnen und Besucher sowie die zur Diskussionsrunde eingeladenen Gäste und gab einen Überblick über die Agenda 2030.
Zur thematischen Einstimmung auf das Thema wurde der Film „We exist“ gezeigt, ein Dokumentar-Musikfilm mit Musikerinnen und Musikern aus den Ländern des mittleren Ostens und Afrikas, der Musik und Bilder von Menschen auf der Flucht, die sich im Mittelmeerraum bewegen, kombiniert. Die Musikerinnen und Musiker kommen teils aus Notunterkünften, teils sind es regional und international bekannte Gruppen, die ihre Musik für den Film zur Verfügung stellen.
Nicht nur der deutsch-spanische Filmemacher und Autor des Films „We exist“ Lucian Segura diskutierte mit den Besucherinnen und Besuchern im Anschluss über das Gesehene. Auch die weiteren geladenen Gäste Dr. Kamal Sido, langjähriger Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker und Experte für Konflikte und Hintergründe kriegerischer Auseinandersetzungen im Nahen Osten, Serge Palasie, Fachpromotor für Flucht, Migration und Entwicklung des Eine Welt-Landesnetzwerks Nordrhein-Westfalen und Kurator der vor Ort gezeigten Ausstellung „Schwarz ist der Ozean“, sowie Sulaiman Sedahmad, Student der Sozialen Arbeit an der Katholischen Hochschule NRW, waren Teil der anschließenden Diskussionsrunde zum Thema „Fluchtursachen bekämpfen? Die Agenda 2030 als mögliche Antwort“. Moderiert wurde der Abend von Julia Ures.
Sulaiman Sedahmad knüpfte gleich mit einer Erzählung über seine eigene Fluchtgeschichte an den Film an. Er könnte eines der gezeigten Kinder sein, berichtete er, die bei der Beschreibung einer Busfahrt viele Zuschauende während des Films zu Tränen rührten. Er beschrieb die Unsicherheit, nicht zu wissen, wie eine simple Busfahrt ausgehen könne und die Gefahr vor Anschlägen und Übergriffen. Eben diese Unsicherheit bewegte ihn zur Flucht. Er wollte in Sicherheit leben, so beschrieb Sulaiman Sedahmad seine persönlichen Beweggründe.
Die anschließende Podiumsdiskussion beleuchtete die Agenda 2030 vor allem vor dem Hintergrund, ob diese als Instrument zur Bekämpfung von Fluchtursachen geeignet sei. Lucian Segura plädierte dafür, die Fluchtursachen zu verstehen und die historische Verantwortung des Globalen Nordens anzuerkennen. Auch die Historiker Serge Palasie und Dr. Kamal Sido betonten die Wichtigkeit einer historischen Einordnung.
Diese historische Einordnung kommt auch in der Ausstellung „Schwarz ist der Ozean – Was haben volle Flüchtlingsboote vor Europas Küsten mit der Geschichte von Sklavenhandel und Kolonialismus zu tun“ zu tragen, die im Rahmen der Veranstaltung gezeigt wurde.