In Zusammenarbeit mit Geographielehrerinnen und
-lehrern sowie Fachwissenschaftlerinnen und
-wissenschaftlern werden an der westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Online-Lernarrangements mit dem Namen „Reflectories“ entwickelt. Hierbei setzt sich das Wort „reflectory“ aus den Begriffen „reflect“ und „(s)tory“ zusammen.
Die Reflectories thematisieren die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG, Sustainable Development Goals) auf vielfältige Weise und übersetzen sie in alltagsnahe, möglichst an die Lebenswelt der Lernenden anknüpfende Situationen. Dabei werden komplexe Wechselwirkungen von Prozessen auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel mit Blick auf den eigenen Wohnort und eine entfernte Region, und in Bezug auf die Entwicklungsdimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Lernplattform ist offen für alle.
Konkret werden die Lernenden in eine fiktive Geschichte eingebunden und zu reflektierten Entscheidungen eingeladen. Dabei werden sie mit unterschiedlichen, teilweise sehr gegensätzlichen Argumentationen beteiligter Akteurinnen und Akteure konfrontiert und wiederholt dazu aufgefordert, unterschiedliche Argumente abzuwägen und Entscheidungen zu treffen.
In einem Reflectory geht es um SDG 2 (Kein Hunger). Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erfahren hier mehr über mögliche Ursachen die hinter dem Problem Hunger stecken und werden aufgefordert, Entscheidungen zu treffen, um Hunger zu bekämpfen. Um in die Geschichte einzutauchen, gibt es kurze Audio-Tracks, welche Informationen aus dem Blickwinkel mehrerer Perspektiven, hier zum Beispiel zum Kaffeeanbau und –handel in Uganda, liefern. Am Ende die Frage: Welche Folgen hat unser Kaffeegenuss für wenig Geld in anderen Ländern? Um mehr über die Konsequenzen zu erfahren, können sich die Schülerinnen und Schüler dann zum Beispiel die Geschichte einer kleinbäuerlichen Familie in Uganda anhören. Die Geschichte wirft weitere Fragen auf und fordert konkrete Entscheidungen. Je nach ausgewählter Entscheidung, nimmt die Geschichte einen unterschiedlichen Verlauf.
Wie in der Realität sind diese Entscheidungen meist komplex, beinhalten kontroverse Informationen und zeichnen sich durch Nicht-Wissen und Unsicherheit aus. Direkt im Anschluss werden die Lernenden mit den Konsequenzen konfrontiert, die wiederum Ausgangspunkte für weitere notwendige Entscheidungen darstellen. Je nach getroffener Entscheidung zieht die Geschichte andere Handlungskonsequenzen nach sich. Auf diese Weise sollen Wechselwirkungen und Rückkoppelungseffekte von individueller Handlung und regionalen, nationalen und globalen Prozessen deutlich werden.
Ziel des Projekts ist es, Lernende mit Hilfe dieser Online-Lernmöglichkeit die Vielschichtigkeit globaler Herausforderungen vor Augen zu führen, zum Beispiel anhand der SDG. Die Schülerinnen und Schüler bekommen Möglichkeiten aufgezeigt mit Komplexität, Kontroversität, Multiperspektivität und Nicht-Wissen umzugehen und sollen diese reflektieren. Die fiktiven Dilemmasituationen verhelfen den Schülerinnen und Schülern außerdem dazu, die eigenen System-, Bewertungs- und Handlungskompetenzen im Sinne des Globalen Lernens zu fördern.
Interessierte können Reflectories selbst unter dem untenstehenden Link ausprobieren, Entscheidungen treffen und dabei den Verlauf der Geschichten steuern.