Im September 2015 hat die internationale Staatengemeinschaft die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Sie legt den Fokus auf 17 ambitionierte Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG), die als unteilbar und sich wechselseitig bedingend gelten. Angetrieben von der Erkenntnis, dass eine kollektive Anstrengung notwendig ist, um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen, betont die Agenda 2030 die zentrale Rolle globaler Partnerschaften. Diese Partnerschaften werden als entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der SDG angesehen, da sie die Zusammenarbeit aller Staaten weltweit in den Bereichen soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung fördern.
In diesem Jahr lag der Schwerpunkt der jährlich stattfindenden Ringvorlesung „Transformation unserer Welt – Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ auf globalen Partnerschaften und deren Bedeutung die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele. Die Ringvorlesung fand in Zusammenarbeit von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Engagement Global sowie in Kooperation mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) statt.
Die Eröffnungsveranstaltung führte ins Thema ein und setzte den inhaltlichen Rahmen für die diesjährige Reihe. Begrüßt wurden die Gäste bei der hybriden Veranstaltung von Randa Kourieh-Ranarivelo, Leiterin der GIZ-Repräsentanz Berlin, Dr. Jens Kreuter, Geschäftsführer von Engagement Global, sowie von Prof. Dr. Matthias Barth, Präsident der HNEE. Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorstandssprecher der GIZ, und Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des IDOS (German Institute of Development and Sustainability), diskutierten Erfolgsfaktoren für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. Beide betonten, dass globale Partnerschaften eine entscheidende Integrations- und Transformationskraft für eine nachhaltige Zukunft darstellen – insbesondere angesichts der sogenannten globalen Megatrends, die die bestehende Weltordnung verändern, sich dabei wechselseitig beeinflussen und Risiken produzieren.
„Schutz der Biodiversität weltweit: Globale Ziele – Lokale Umsetzung“ war Thema der zweiten Vorlesung. Dr. Axel Paulsch vom Institut für Biodiversität - Netzwerk e.V. betonte in seinem Beitrag die Bedeutung der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) als Schlüsselvertrag zum Schutz der globalen Biodiversität aus globaler Perspektive. Verónica Yuquilema Yupangui, Juristin und Vorsitzende der ecuadorianischen Stiftung INREDH, setzte die Ungleichheiten zwischen dem Globalen Norden und Süden, die sich auch bei der Nutzung und dem Schutz von natürlichen Ressourcen sowie den Auswirkungen des Klimawandels zeigen, in einen historischen Kontext. Sie erläuterte verschiedene indigene Ansätze in Lateinamerika, die gemeinschaftliches Handeln ins Zentrum stellen. Sie forderte dazu auf, eine globale Ökologie des Wissens zu fördern sowie Nord-Süd-Partnerschaften mit Einbezug von indigenen Gemeinschaften und deren Wissen zu stärken.
Die dritte Veranstaltung erweiterte das Themenspektrum der Ringvorlesung um die Rolle des Privatsektors und der Wirtschaft im Zusammenhang mit Entwicklungspartnerschaften. Benjamin Knödler, Leiter des Referats Zusammenarbeit mit der Wirtschaft im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), betonte die Bedeutung des Privatsektors als Motor für Entwicklung. Neben Innovation seien hohe Investitionen notwendig, die durch öffentliche Mittel nicht gedeckt werden könnten. Vivek Saraf, Gründer und Geschäftsführer von SunSeed APV, stellte ein Projekt in Indien vor, das sich durch die erfolgreiche Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Partnern auszeichnet. Die Agrivoltaik-Anlagen, die das Unternehmen anbietet, ermöglichen neben der Energiegewinnung durch Sonne die weitere landwirtschaftliche Nutzung von Flächen, was Landwirt*innen ihr Einkommen sichert.
Das Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung – Lokale Lösungen für globale Herausforderungen“ stand im Mittelpunkt der vierten Vorlesung. Prof. Dr. Oliver Lah, Leiter des Forschungsbereichs des UN-Habitat Collaborating Centers, zeigte die Bedeutung globaler Partnerschaften zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen wie dem Klimawandel im Rahmen von städtischen Entwicklungsprozessen auf. Er betonte die Notwendigkeit einer praxis- und anwendungsorientierten Herangehensweise, die die Akteure verschiedener Handlungsebenen zusammenbringt, um eine städtische Nachhaltigkeitstransformationen effektiv voranzutreiben. Silke Goethe, Referentin für internationale Kooperationen und Entwicklungszusammenarbeit der Senatskanzlei der Freien Hansestadt Bremen, präsentierte zwei kommunale Klimapartnerschaften der Freien Hansestadt Bremen mit Durban und Windhoek, die darauf abzielen, nachhaltige Städtekonzepte voranzutreiben und die stark durch zivilgesellschaftliche Akteure geprägt sind. Neben Aktivitäten zu Klima- und Umweltschutz, wirken diese Partnerschaften auch in den Bereichen Sport, Jugend und Bildung.
Der Beitrag von Hochschulpartnerschaften zur Nachhaltigkeitstransformation wurde in der fünften und abschließenden Veranstaltung der Ringvorlesung diskutiert. Der einführende Impuls von Dr. Caroline Felske, Leiterin des Teams Nachhaltigkeit beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), verdeutlichte die Rolle von internationalen Hochschulpartnerschaften für eine nachhaltige Entwicklung auf unterschiedlichen Ebenen – in der Ausbildung von Fach- und Führungskräften, in Wissenschaftskooperationen sowie im Hochschulmanagement. In den anschließenden Breakout Sessions hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, vier konkrete internationale (Forschungs-)Projekte kennenzulernen und deren Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren. In allen Projekten wurde die Notwendigkeit des Einbezugs lokaler Akteure in Konzeption und Umsetzung von Projekten hervorgehoben, was nicht nur Konflikten vorbeuge, sondern auch eine nachhaltige Umsetzung von Ergebnissen gewährleiste.