Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich. Frauen leisten den Großteil der Erwerbs- und reproduktiven Arbeit und werden in vielen Bereichen strukturell benachteiligt. Sie bekommen für die gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer und sind seltener in Führungspositionen vertreten. Gewalt an Frauen und Mädchen gehört zu den am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Laut der Organisation FEMNET e.V. ist die Lage in Ländern wie Indien und Bangladesch dramatisch: Gewalt ist in den Fabriken bitterer Alltag. Textilarbeiterinnen sind Misshandlungen und Schlägen, sexueller Belästigung, Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt.
Um dem entgegenzutreten, fördert der Faire Handel die Gleichberechtigung von Frauen. Die Förderung ist Teil der international definierten Grundsätze des Fairen Handels und Fair-Handels-Organisationen setzen sich aktiv für eine Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Frauen bekommen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit, werden in Entscheidungsprozesse einbezogen und bei der Entfaltung ihrer Potenziale gefördert.
Mit dem Ziel, die ungerechten Strukturen in der Kleiderproduktion aufzudecken, wurde im Jahr 2002 in Rellingen in Schleswig-Holstein der Frauen-Kleidermarkt ins Leben gerufen. „Das Modell weicht ab von einem „normalen“ Frauenflohmarkt. Die Frauen, die ihre Kleidung für den Weiterverkauf hergeben, sehen dafür keinen Cent,“ erklärt die Rellinger Gleichstellungsbeauftragte Dorathea Beckmann im Interview. Alle Einnahmen werden an Organisationen gespendet, die sich für Frauenrechte einsetzen. Aktuell gehen die Erlöse an die Organisation FEMNET e.V., die dafür sorgt, dass das Geld für menschenwürdige Arbeitsbedingungen von Textilarbeiterinnen in Indien und Bangladesch eingesetzt wird.
Inzwischen hat der Frauen-Kleidermarkt zum 17. Mal stattgefunden und ist ein großer Erfolg auf kommunaler Ebene. „Das Bewusstsein für ‚Saubere Kleidung‘, den Fairen Handel und Frauenrechte hat sich dank unseres Frauen-Kleidermarkts deutlich verändert. Das Tragen von „Second-hand-Kleidung“ ist selbstverständlich geworden […] und das Bewusstsein für ungerechte Strukturen wächst stetig“, sagt Dorathea Beckmann. „Über 50 Frauen richten den Markt aus, weitere werden durch die Veranstaltung selbst eingebunden. Das ist Frauenpower, durch den Markt ist ein starkes Miteinander gewachsen!“
Mit dem Frauen-Kleidermarkt als Projekt hat sich die Gemeinde Rellingen mehrfach beim Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ beworben. Alle zwei Jahre ruft die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global Kommunen dazu auf, Aktivitäten und innovative Maßnahmen zur Stärkung des Fairen Handels einzureichen.