Einen Einblick in die Zusammenhänge von Frieden und Nachhaltigkeit erhielt, wer den fünf Vorlesungen der Reihe „Transformation unserer Welt – Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ folgte. Die Ringvorlesung rückte von Montag, 8. November 2021, bis Montag, 6. Dezember 2021, verschiedene Aspekte der Agenda 2030 in den Fokus. Veranstaltet wurde die Reihe von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Außenstelle Berlin von Engagement Global und der Professur für Internationale Beziehungen der Universität Potsdam. Sie stand in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Ohne nachhaltige Entwicklung kein nachhaltiger Frieden und ohne nachhaltigen Frieden keine nachhaltige Entwicklung“.
Die Einführungsvorlesung konzentrierte sich auf die Frage, ob und wie nachhaltiger Frieden möglich ist. Roderich Kiesewetter, Mitglied des Deutschen Bundestages, und Dr. Thania Paffenholz, Direktorin der Organisation Inclusive Peace, hoben Entwicklungszusammenarbeit und die Umsetzung der Agenda 2030 als mögliche Ansätze hervor. Am Montag, 15. November 2021, wurde weiterführend die Praktik „Transitional Justice" vorgestellt. Dieser Prozess, um gewaltsame Vergangenheiten aufzuarbeiten, gilt als Instrument für Frieden und nachhaltige Entwicklung. Dr. Susanne Buckley-Zistel, Professorin für Friedens- und Konfliktforschung am Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg, zeigte auf, dass Vergangenheitsbewältigung zwar wichtig für eine nachhaltig friedliche Gesellschaft ist, aber als Instrument situationsabhängig gestaltet werden muss.
Im dritten Teil der Ringvorlesung am Montag, 22. November 2021, zeigte Dr. Manuela Scheuermann von der Universität Würzburg Verbindungen zwischen der Agenda 2030 und der UN Resolution 1325 auf. Die Resolution 1325 will die Rechte von Frauen und Mädchen schützen und verlangt, dass Frauen gleichberechtigt an Friedensverhandlungen teilnehmen können. Wie Jeannette Böhme von medica mondiale, die Einblicke aus der praktischen Arbeit präsentierte, sieht auch Dr. Manuela Scheuermann Rückschritte bei der Umsetzung der Resolution, weshalb es weiterhin Engagement und starke Bündnisse brauche, um die Resolution wie auch die Agenda 2030 voranzubringen. Die Schnittstellen von Ernährungssicherheit und Frieden betrachteten Dr. Julia Steets, Direktorin des Global Public Policy Institute (GPPI), und Dr. Martin Frick, Leiter des Berliner Büros des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) bei der Veranstaltung am Montag, 29. November 2021.
Bei der Abschlussvorlesung stand ein weiteres zentrales Ziel der Agenda 2030 im Mittelpunkt: Der bezahlbare und universelle Zugang zu Internet und digitalen Technologien. Digitale Technologien eröffnen vor allem im Bereich der Friedensförderung neue Möglichkeiten, die lokale Bevölkerung zu erreichen und sie stärker aktiv zu beteiligen. Sie bergen jedoch auch erhebliche Risiken, denn sie können Nachkriegsgesellschaften destabilisieren und so Friedensprozesse gefährden. Dr. Annika S. Hansen, Leiterin der Analyseabteilung beim Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, thematisierte am Montag, 6. Dezember 2021, unter anderem die Gefahren von Falschinformationen und Hassrede und den Missbrauch persönlicher Daten, informierte aber auch zu möglichen Gegenmaßnahmen. Dr. Andreas T. Hirblinger, Postdoctoral Researcher vom Graduate Institute Geneva, machte deutlich, wie digitale Werkzeuge dabei helfen können, Konflikte zu verstehen und einzuordnen.
Im Anschluss an die Vorträge traten die beiden Fachleute in den Austausch mit dem Publikum. Sie beantworteten Fragen zu Erfolgsbeispielen oder auch zu den Gefahren der künstlichen Intelligenz und erläuterten abschließend, welches Potenzial die Digitalisierung für die Umsetzung der Agenda 2030 und nachhaltigen Frieden hat. Beide Referierenden waren sich einig, dass an vielen Stellen eine schnellere und umfassendere Entwicklung durch die Digitalisierung möglich geworden ist, nichtsdestotrotz aber auch die Gefahren der digitalen Welt im Blick behalten werden müssen.