1998 von den Vereinten Nationen als Gedenktag anerkannt, erinnert der 25. November an die Ermordung der drei Schwestern Mirabal. Sie wurden am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik ermordet, weil sie im politischen Widerstand gegen Diktator Rafael Trujillo aktiv waren. Mehr als fünf Jahrzehnte später, 2016, werden in Mittelamerika, in Guatemala, erstmals zwei hohe Militärs wegen sexueller Gewalt gegen Frauen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Prozess und Verurteilung waren ein Bruch mit der Kultur der Straflosigkeit und des Schweigens, die den Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 in diesem Land noch lange überdauert hatte.
Zu verdanken ist dieser Bruch auch der guatemaltekischen Organisation ECAP (Equipo de Estudios Comunitarios y Acción Psicosocial). Unterstützt vom Zivilen Friedensdienst (ZFD) baut die Organisation seit 2008 Unterstützergruppen für Frauen auf. ECAP bietet betroffenen Frauen eine psycho-soziale Begleitung und juristische Beratung sowie – buchstäblich – Raum, um über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen. Es zeichnet die Organisation aus, dass sie nicht bei der Aufarbeitung der Vergangenheit stehen bleibt. Das Sprechen über Menschenrechte, Frauenrechte im Besonderen, und über Gerechtigkeit und politische Partizipation trägt zur Prävention aktueller Gewalt bei. Mehr als 100 indigene Frauen geben mittlerweile ihr Wissen weiter, moderieren Prozesse zur Wahrung der Rechte und fördern ein Unterstützungsnetzwerk. Gewalt verhindern, bevor sie ausbricht, Menschenrechte stärken – das sind auch zentrale Leitlinien der Arbeit des ZFD.
Diese Leitlinien bestimmen auch die Arbeit der Women Human Rights Defenders (WHRD) in Kenia. Unter anderem entwickelten sie 2016 gemeinsam mit der Friedens- und Menschenrechtsorganisation peace brigade international (pbi) und mit Unterstützung des ZFD ein sogenanntes Toolkit. Das Toolkit enthält als Online-Plattform Informationen, Handlungsempfehlungen und Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen, aber auch für Engagierte. Die Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger bilden über die Plattform ein Netzwerk, das sich in fünf informellen Siedlungen in Nairobi gegen Gewalt an Mädchen und Frauen stark macht und sich in gemeinsamen Aktionen für ihre Rechte einsetzt. Sie stehen der Bevölkerung vor Ort beratend und unterstützend zur Seite.
Ein Meilenstein in dem Bemühen, Gewalt gegen Frauen zu verhindern, ist die Resolution 1325. Angeregt von Netumbo Nandi-Ndaitwah, später Namibias Außenministerin, seit 2015 Vize-Premier, wurde sie im Jahr 2000 einstimmig vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet. Die Resolution 1325 verlangt von Regierungen und von nichtstaatlichen Kriegsparteien umfassende Maßnahmen zur Gewaltprävention und Strafverfolgung der Täterinnen und Tätern. Sie fordert außerdem die stärkere Partizipation von Frauen an Friedensverhandlungen – bislang stellen Frauen lediglich vier Prozent der Teilnehmenden bei Friedensverhandlungen.
Gewalt gegen Frauen ist nicht auf Kriege und bewaffnete Konflikte beschränkt. Auch in vermeintlich friedlichen Verhältnissen erleben Frauen Formen von Gewalt. So haben in der Europäischen Union (EU) ein Drittel der Frauen schon einmal körperliche Gewalt erfahren. Dies sagt eine Studie, im März 2014 von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte publiziert, die in 28 Mitgliedstaaten der EU repräsentativ 42.000 Frauen befragt hatte.
In Deutschland wurden 2017 fast 140.000 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet, so die Zahl der neuen Kriminalstatistik zur Partnerschaftsgewalt, die Familienministerin Franziska Giffey am 20. November 2018 vorstellte. In der überwiegenden Mehrheit waren die Opfer Frauen, die misshandelt, gestalkt oder bedroht wurden – aus allen Teilen der Gesellschaft. Schätzungsweise werden nur 20 Prozent der Fälle zur Anzeige gebracht, laut Studie soll die Dunkelziffer weitaus höher liegen. Ziel sei daher, Hilfseinrichtungen für Frauen, wie Beratungsstellen und Frauenhäuser, auszubauen sowie einen besseren rechtlichen Schutz vor Gewalt zu schaffen.
Die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen und die allgemeine Stärkung von Frauenrechten ist eine Herausforderung, vor der sowohl der globale Süden als auch der globale Norden stehen. An diese Aufgabe, die nur gemeinsam von allen Geschlechtern bewältigt werden kann, erinnert jedes Jahr der Internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November.