„Storytelling als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit“ – so lautete das Thema des Global Day beim Film Festival Cologne, der am Dienstag, 15. Oktober 2019 in Kooperation mit Engagement Global, Misereor und Deutsche Welle Akademie erstmalig im Rahmen des Festivals stattfand. Ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Filmvorführungen erwartete die über 150 Teilnehmenden, die im restlos ausgebuchten Kinosaal im Cineplex Filmpalast Platz nahmen.
Moderne audiovisuelle Medien, Videoproduktionen jeglicher Art und digitale Kampagnen in den sozialen Medien bieten neue Chancen, Menschen zu informieren und eine große Öffentlichkeit zu erreichen. Aber wie funktioniert Storytelling, das Vermitteln von Wissen durch den Einsatz von Geschichten, als Instrument der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit?
Dieser Frage gingen Expertinnen und Experten der Entwicklungszusammenarbeit nach. In Diskussionsrunden berichteten Deve Shema, Poupoune Sesonga und Modeste Ndayishimiye, über Storytelling im entwicklungspolitischen Kontext und die Bedarfe der afrikanischen Partnerländer. Die Produzentinnen und Produzenten aus Kigali diskutierten mit dem jungen ghanaischen Regisseur Joseph Akwasi Akiwumi, der in diesem Jahr mit seinem Film „Home“ seinen Abschluss an der Kunsthochschule für Medien in Köln absolvierte.
Außerdem stellten Dagmar Maur und Jenny Hellmann die Bildungsarbeit der Außenstellen von Engagement Global vor. Dabei zeigten sie, wie das Erzählen von Geschichten – insbesondere durch das Medium Film – als starkes Instrument eingesetzt werden kann, um in der Bildungsarbeit Perspektivwechsel zu bewirken.
Das Publikum erhielt Einblicke in bislang unveröffentlichte Filme des Programms Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD) von Engagement Global: An einer Medienstation im Foyer wurden neue Folgen aus einer Serie von kurzen Animationsfilmen präsentiert, die Fluchtgeschichten von Sportlerinnen und Sportlern aus unterschiedlichen Disziplinen und verschiedenen Herkunftsländern erzählen. Außerdem wurden Ausschnitte aus einer Dokufiktion gezeigt, in der sich Jugendliche in Berlin und Sialkot, einer Industriestadt im nordöstlichen Pakistan, mit fairen und nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern in der Sportartikelindustrie auseinandersetzen.
Martin Block von Engagement Global machte anhand von Filmbeispielen aus dem Programm des Allerweltskino Köln deutlich, dass Storytelling nicht nur Spannung erzeugt und Neugier weckt, sondern vor allem auch eine identifikationsstiftende und Empathie fördernde Wirkung hat.
Nach einem Vortrag von Bettina Beate und Beate Schneiderwind über den Einsatz von Storytelling bei Misereor, konnten die Teilnehmenden ein konkretes Beispiel für Storytelling der etwas anderen Art dann selbst erleben: Am Ende des Vortrags wurden winzige Crépes serviert, sogenannte Micro-Meals mit einem Gehalt von 380 Kalorien – so viel, wie Millionen Kinder in Ostafrika als Tagesration zu Verfügung haben.
In einer Podiumsdiskussion zum Thema Social Targeting ging es dann um die Frage, wie entwicklungspolitische Themen eine relevante Öffentlichkeit erreichen können. Lisa Ditlmann, Campaigns Manager bei ONE Germany, Carmen Kern von der PR-Agentur neueshandeln in Köln sowie Christian Maria Mäntele, der das Team #17Ziele bei Engagement Global leitet, diskutierten dabei unter anderem über die Herausforderung den richtigen Weg zwischen Optimismus und Krisenalarm zu finden. Christian Mäntele merkte an: „Es ist grundsätzlich wichtig, den Leuten das Gefühl zu vermitteln, dass sie etwas bewegen können und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, was sie alles tun können. Das heißt nicht, dass in anderen Fällen Alarm nicht der richtige Weg ist. Saurer Regen und Ozonloch sind Beispiele für Krisenalarm, der zu Lösungen geführt hat.“ Dass die Jugend angesichts der Klimakrise großen Druck mache, sei daher vollkommen richtig, sagte er weiter.
Martina Richter, Direktorin des Film Festival Cologne, zeigte sich sehr zufrieden: „Das war ein sehr abwechslungsreicher und spannender Tag voller aktueller Themen, die die Menschen bewegen. Darauf können wir im kommenden Jahr wunderbar aufbauen.“
Der Global Day ist eine Kooperation des Film Festival Cologne, Misereor, der Deutsche Welle Akademie und dem Programm Entwicklungsbezogene Bildung in Deutschland (EBD) von Engagement Global.