Was will der Mensch in Zukunft tragen? Um diese Frage ging es bei der Podiumsdiskussion am Mittwoch, 29. September 2021, in Augsburg. Die Frage wurde dabei nicht aus einer künstlerischen Perspektive betrachtet, sondern vor allem in Hinblick auf Arbeitsbedingungen, Ressourcenschutz und Menschenrechte diskutiert. Die Außenstelle Stuttgart von Engagement Global hatte gemeinsam mit der Akademie für Mode und Design (AMD) und dem Mediencampus Bayern in die Ausstellungsräume des Staatlichen Textil- und Industriemuseums in Augsburg eingeladen, um die verschiedenen Perspektiven rund um Mode, Menschenrechte und Umweltschutz zu erkunden. Magdalena Schaffrin und Jennifer Jonat führten als Moderatorinnen durch den Abend.
Expertinnen und Experten der Branche, die an unterschiedlichen Punkten in der Wertschöpfungs- und Lieferkette tätig sind, haben diverse Sichtweisen in die Veranstaltung miteingebracht. Dr. Karl Borromäus Murr, der Direktor des Staatlichen Textil- und Industriemuseums, problematisierte die Fast-Fashion-Industrie, die immer billiger und in schlechterer Qualität produziere. „Was wir auf unserer Haut tragen ist ethisch untragbar und moralisch unerträglich“, erklärt der Professor. Auch über die Kampagne für saubere Kleidung wurde gesprochen, die Missstände der globalen Textilindustrie mit Lobbyarbeit und lokalen Aktionen seit 1996 in den Fokus rückt. Dabei gehe es nicht um Boykott, sondern um eine Sensibilisierung für eine Produktion, die die Menschenrechte achtet und die Umwelt nicht schädigt, erklärte Isabell Ullrich, die Vertreterin der Kampagne. Dass es solche beispielhaften Unternehmen in der Modebranche schon gibt, machte an diesem Abend Christin Schwarzer vom Label MYMARINI deutlich, einem jungen Unternehmen für nachhaltige Bademode mit Sitz in Hamburg und Triberg im Schwarzwald.
Auch das Ende der Wertschöpfungskette wurde in Hinblick auf Entsorgungsprobleme und die mögliche Lösung, das Modell der Kreislaufwirtschaft, von den Expertinnen und Experten besprochen. Damit Kreislaufwirtschaft gelinge, brauche es, wie Arianna Nicoletti von der Nichtregierungsorganisation Circular Berlin betonte, einen regionalen Ansatz. Die gemeinsame historische Betrachtung auf die ehemalige Textilmetropole Augsburg zeige, dass es eine Nähe von Produktion und Konsum brauche, um zu sehen, was die sozialen und ökologischen Auswirkungen sind. Damit hat die Podiumsdiskussion einen Einblick gegeben, der zeigt, worauf der 7. Oktober aufmerksam macht: Menschenwürdige Arbeit ist in vielen Branchen, auch der Modebranche, noch nicht selbstverständlich.