Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September 2013 hatte Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen in den geschichtsträchtigen Raum eingeladen, dessen hohe Holzwand rund 30 Jahre lang nahezu jeder in Deutschland aus den Abendnachrichten kannte. Engagement Global ist heute Mieterin des angrenzenden Gebäudes, in dem früher deutsche wie internationale Journalisten in Bonn arbeiteten. Etwa 250 interessierte Besucher ließen sich in fachkundigen Führungen durch Martin Bredenbeck von der Baukultur Bonn und Helmut Hohrmann, einem langjährigen Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz, noch einmal in die Zeit der „Bonner Republik“ entführen.
In einer Abendveranstaltung vor rund 80 geladenen Gästen wurden der Saal der Bundespressekonferenz und seine Geschichte gelebter Demokratie noch einmal besonders gewürdigt. In ihren Begrüßungsreden betonten Gabriela Büssemaker, Geschäftsführerin von Engagement Global und Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, dass der Saal in Zukunft wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte.
Dann kamen noch einmal Zeitzeugen zu Wort, um Anekdoten und Erinnerungen auszutauschen. Helmut Hohrmann, für den RIAS und den Deutschlandfunk Berichterstatter aus Bonn, erzählte, um einen Radiobericht aufzunehmen hätte er den italienischen Kollegen öfter bitten müssen, sein Hobby, nebenbei laut Arien zu singen, kurz zu unterbrechen. Friedel Drautzburg, Mitinhaber der ehemaligen Kneipe „Schumann-Klause“, in der sich die Bonner Politiker und Journalisten zu so manchem Bierchen trafen, ließ sich entlocken, dass Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert schon mal bei ihm auf der Theke tanzte. Friedhelm Ost, Regierungssprecher unter Helmut Kohl, erzählte von dem gespaltenen Verhältnis des Altkanzlers zu den Journalisten und dessen häufige Frage an Ost, ob er bei Pressekonferenzen denn wirklich immer zu allen aktuellen Themen etwas sagen müsse. Und Günter Wagenknecht, der unter sechs Bundeskanzlern von Kiesinger bis Merkel dem Planungsstab angehörte, der auch Pressekonferenzen vorbereitete, verriet, dass man Informationen, die man anonym streuen wollte, schon mal absichtlich auf Zettel schrieb und diese „unabsichtlich“ im Vorraum des Pressesaals liegenließ.
Am Ende der Veranstaltung wurde das politische Geschehen satirisch aufbereitet. Peter Zudeick, selbst viele Jahre Rundfunkjournalist in Bonn und heute auch Kabarettist, präsentierte ausgewählte O-Töne wie zum Beispiel den des Regierungssprechers Otto Hauser: „Der Bericht umfasst 100 Seiten, Sie können nicht erwarten, dass ich auch nur eine davon gelesen habe.“ Zudeick erinnerte sich auch an bestimmte zwischen den Journalisten abgesprochene Fragerituale, um etwas aus den Sprechern herauszukitzeln. Anschließend wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel alias Comedian Maria Grund-Scholer per Video zugeschaltet, die in einem satirischen Grußwort daran erinnerte, wie sie in Bonn das Aussitzen gelernt habe. Und zum Abschluss sorgte ein Video mit Hape Kerkeling für Heiterkeit, der in seinem berühmten Auftritt bei der Bundespressekonferenz Regierungssprecher Jonny Klein mit der Frage „Wo ist hier eigentlich das Gebäck?“ zur der Antwort brachte: „Das habe ich mich auch schon oft gefragt“.