Brasilien bereitet sich auf die Fußballweltmeisterschaft 2014 vor. Vom 21. bis 23. November 2012 haben im Rahmen des „Host City Programms – Partner für nachhaltige Stadtentwicklung“ neun brasilianische Austragungsstädte an einem Workshop zu den Themen Fan-Fest und temporäre Strukturen teilgenommen.
Die Vertreterinnen der Städte Hamburg und Kaiserslautern, Marianne Hoffmann und Brigitte Rottberg, standen mit ihren Erfahrungen aus der Fußball-WM 2006 in Deutschland sowie den Beratungen für Austragungsorte der WM 2010 in Südafrika Rede und Antwort. Der Workshop wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Brasilien und der Engagement Global / Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) gemeinsam mit dem Bundesland Sao Paulo organisiert und fand im historischen Zentrum von Sao Paulo statt.
Vor kurzem ist den brasilianischen Host Cities noch eine neue Anlage zu den bereits unterzeichneten FIFA-Verträgen übersandt worden, die sie vor große Herausforderungen stellt. Auf 60 Seiten werden kostenintensive Maßnahmen aufgelistet, die die Städte als WM -Ausrichter zu erfüllen haben. Da ist guter Rat teuer. Wer hat für welche Maßnahme die Federführung? Ist eine temporäre Infrastruktur günstiger und sinnvoller als eine dauerhafte? Sind die Auflagen und Fristen der FIFA mit nationalem Recht vereinbar?
Die Expertinnen aus Deutschland konnten viele dieser Detailfragen anhand von Beispielen und Lessons Learnt beantworten. Bei grundsätzlichen Fragen gaben sie Orientierungshilfe und partnerschaftlichen Rat. Einige der angesprochenen Aspekte waren für die brasilianischen Partner neu und daher für die weiteren WM -Vorbereitungen besonders hilfreich. Denn obwohl brasilianische Millionenstädte eigentlich keine Nachhilfe in Sachen Großveranstaltungen aus Deutschland benötigen, haben sie mit den speziellen Anforderungen einer FIFA-WM bislang noch keine Erfahrung.
Daher lautete die am häufigsten gestellte Frage - unabhängig vom jeweiligen Thema: „Wie haben Sie das gemacht?“ Und hier zeigten die brasilianischen Städte auch großes Interesse an den Beispielen aus der kleinsten deutschen WM-Stadt Kaiserslautern. Brigitte Rottberg erklärte: "Nicht nur die Dimension eines Events ist interessant, es sind vor allem auch die guten Ideen, die Liebe zum Detail und die grundsätzliche Konzeption für das Event: Wir wollten in Kaiserslautern zum Beispiel eine liebenswerte WM mit maximalem Service für die Fans – das kompensiert große touristische Attraktionen und ist als Ansatz auch für die kleineren brasilianischen Host Cities spannend."
Eine FIFA-WM durchzuführen bedeutet für die beteiligten Stadtverwaltungen eine enorme Kraftanstrengung. Es erfordert hohe Sachkenntnis und Umsicht, die Risiken im Bereich der Sicherheit und des städtischen Budgets einzuschätzen. Marianne Hoffmann empfiehlt dazu: „Vergessen Sie bei allem Ärger und Stress nicht, es auch zu genießen. Diese Gelegenheit, eine WM für Ihre Stadt auszurichten, kommt nur einmal im Leben. Nutzen Sie es. Für Ihre Stadt.
Das Fan-Fest etwa ist eine besondere Herausforderung für Sicherheit und Logistik, für Rechts- und Marketingfragen. Andererseits bietet es eine einmalige Gelegenheit, Fans aus der Heimat und internationale Gäste zusammen zu bringen. Wenn das gelingt und in den Medien Bilder von friedlich feiernden Fangruppen auftauchen, zieht dies auch eine stärkere Identifikation der Bewohner mit ihrer Stadt nach sich und das Image der Stadt ist verbessert. Das ist ein Wert, den man weder mit Geld beziffern noch bezahlen könnte. Das gilt vor allem für Städte, die durch die WM erst in den Fokus der Weltöffentlichkeit treten.
In Fragen und Diskussionsbeiträgen zeigte sich, dass die brasilianischen Partner dem WM -Umweltprogramm Green Goal ein großes Interesse entgegenbringen, insbesondere den Aspekten Abfallvermeidung und Mülltrennung. Dies ist sicherlich auch darin begründet, dass ein nationales Gesetz bis 2014 die Mülltrennung vorsieht.
Das Host City Programm ist darauf angelegt, die WM in Brasilien als Chance für Entwicklung auf lokaler Ebene zu nutzen – durch den Ausbau und die Stärkung der Kompetenzen im Bereich nachhaltige Stadtentwicklung. Bilanz der brasilianischen Partner: Das Programm ist für ihre Arbeit sehr nützlich und sie wollen den Austausch fortsetzen.