Rund 150 Fachleute aus Ministerien, Wissenschaft, Lehrerbildung, Schulen und Zivilgesellschaft sowie Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an der diesjährigen 11. Fachtagung zum Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Diese fand am 23. und 24. November 2020 erstmals digital statt. Der inhaltliche Fokus lag in diesem Jahr auf dem Umgang mit Komplexität und Unsicherheit im Rahmen von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schule, die sich aus den immensen globalen Herausforderungen, nicht zuletzt aus der Corona-Pandemie, ergeben, wie auch auf der Erweiterung des Orientierungsrahmens (OR) auf die gymnasiale Oberstufe.
Lernende sollten immer wieder zu entwicklungspolitischem Engagement motiviert werden. Daher sei die Befähigung von Schülerinnen und Schülern zu zukunftsgerichtetem, nachhaltigen Handeln eine dauerhafte Bildungsaufgabe. Das betonte Dr. Doris Witteler-Stiepelmann, Unterabteilungsleiterin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, in ihrer Begrüßung. Sie erläuterte, dass KMK und BMZ 2019 gemeinsam entschieden hätten, den Prozess der Erweiterung des Orientierungsrahmens auf die Gymnasiale Oberstufe anzugehen. Wichtig sei, dass Schülerinnen und Schüler während der gesamten Schulzeit immer wieder Gelegenheit erhielten, global zu lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Blick zu nehmen. Dafür sei der OR ein zentraler Referenzrahmen, der nicht theoretisch bleiben dürfe, sondern breitenwirksam in den Schulalltag eingehen und mithin „praktisch werden“ müsse. Das BMZ werde dieses Anliegen weiter unterstützen.
Heidi Weidenbach-Mattar, Ständige Vertreterin des Generalsekretärs der Kultusministerkonferenz, begrüßte dieses Anliegen. Die große Resonanz – auch Jugendlicher – auf die OR-Fachtagung zeige, wie wichtig vielen das Thema globale Entwicklung inzwischen sei. Sie unterstrich, dass als logische Konsequenz der OR nunmehr auf die gymnasiale Oberstufe, das heißt die Oberstufe allgemein- und berufsbildender Schulen mit Abitur, erweitert wird: „BNE wird so noch breiter in der Schule verankert und damit die Kompetenz von Schülerinnen und Schülern zur Teilhabe an wissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen zu nachhaltiger Entwicklung verstärkt befördert“.
Anita Reddy, Bereichsleiterin Bildungsprogramme und Förderung von Inlandsprojekten bei Engagement Global, betrachtete die Herausforderungen der Komplexität von Bildung vor dem aktuellen Hintergrund: Wie gestalten wir Bildung mit Kontakteinschränkungen? Wie gelingt es uns, den breiten globalen Kontext der Auswirkungen von Corona trotz der unmittelbaren Betroffenheit vor Ort im Auge zu behalten?
Prof. Annette Scheunpflug von der Universität Bamberg referierte zum Umgang mit Unsicherheit und Komplexität im globalen Lernen: Vor dem Hintergrund, dass Menschen „Nahbereichswesen“ seien, die sich am ehesten das merken, was sie selbst erfahren haben, gehe es beim globalen Lernen um eine abstrakte Sozialität. Die könne nur verstanden werden, indem soziale Komplexität reduziert werde. Sie stellte Forschungsansätze vor, wie hier die Handlungskompetenz von Lehrkräften gestärkt werden kann.
Neben regen Diskussionen brachten sich die Teilnehmenden intensiv in acht unterschiedlichen Workshops und in Open Spaces ein. Die vollständige Dokumentation der Fachtagung wird Anfang 2021 auf der Internetseite Globale Entwicklung in der Schule veröffentlicht.